Ein kurzer, spitzer Schrei, dann das Rauschen des Wasserhahns. So sehr sich der Vater der jungen Sara auch bemüht wegzuhören, Saras grausiges Essensritual läßt sich nicht leugnen: Seine Tochter verspeist lebendige Vögel. Nur so, scheint es, bewahrt sie sich einen rosigen Teint und glänzende Augen. Wovor es sie noch bewahrt, kann man erst nach und nach erahnen.
Verstörende Momente bilden den Kern von Samanta Schweblins zupackenden Erzählungen. Wo die Grenzen zwischen Realem und Phantastischem verschwinden, taucht der Leser ein in eine aberwitzige Welt, die traumartig überscharf die unsere spiegelt. Keine andere literarische Gattung ist in Argentinien so beliebt und hat eine so lange Tradition wie die der Erzählung. Samanta Schweblin, von der argentinischen Literaturkritik bereits als die beste Erzählerin ihrer Generation gefeiert und mit Cortázar und Bioy Casares verglichen, schafft mit starker Stimme und starken Bildern einen eigenen, wundersamen Erzählkosmos.
Samanta Schweblin, geboren 1978 in Buenos Aires, hat Filmwissenschaften studiert und war, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, Inhaberin einer Agentur für Webdesign. Ihre ersten beiden Erzählungsbände sind mehrfach preisgekrönt, ihre Erzählungen wurden bereits ins Englische, Französische und Schwedische übersetzt.
Angelica Ammar wurde 1972 in München geboren. Sie studierte Romanistik und Ethnologie in München und Madrid. Weitere Aufenthalte in Lissabon, Montevideo und Buenos Aires. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Spanischen und Französischen. Seit 1997 lebt die Autorin in Paris. 2006 erhält sie den Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung.
»Samanta Schweblin setzt die in Argentinien große Tradition der Kurzgeschichte mit fantastischer Note, zu der die meisten namhaften Autoren des Landes beigetragen haben, auf sehr aktuelle, inspirierte und entschiedene Weise fort. ... Der schmale Band liegt leicht in der Hand, sein literarisches Gewicht ist jedoch beträchtlich.« Die Zeit