»Hamburger im Herzen, Jude von Geburt, im Geiste Florentiner« (Warburg uber Warburg)
Der Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler Aby Warburg (1866-1929), »Hamburger im Herzen, Jude von Geburt, im Geiste Florentiner« (Warburg uber Warburg), war einer der vielseitigsten, uber disziplinäre Grenzen hinaus denkenden Intellektuellen des 20. Jahrhunderts.
Kein Wunder, dass sein Werk, aber auch seine Forscher-Biografie Anlass zu immer neuen Wiederentdeckungen bieten, zuletzt im Zuge des sogenannten »iconic turn«, durch die Arbeiten des französischen Theoretikers Georges Didi-Huberman und nicht zuletzt durch die Nähe der Warburgschen Bildforschung zu aktuellen kunstlerischen Arbeitsformen. »Weniger die Geschichte seines Lebens, mehr eine intellektuelle Biographie« wollte Ernst H. Gombrich liefern, als er 1970 sein großes, in zahlreiche Sprachen ubersetztes Warburg-Buch veröffentlichte - und damit nicht nur den ersten biografischen Versuch vorlegte, sondern weite Teile von Warburgs nachgelassenen Schriften und Entwurfen erstmals erschloss und in Auszugen dokumentierte.
Gombrichs Biografie war von Anfang an umstritten - Fehlurteile erheblichen Ausmaßes monierte etwa Gombrichs Kollege Edgar Wind -, doch sie muss bis heute nicht nur als entscheidender Beitrag zur Warburg-Rezeption gelten, sondern auch als Modell einer Biografik, die ihren Helden nicht einem hergebrachten Erzählschema ausliefert, sondern aus dem Werk, zumal aber dem Nachlass dessen mäandernde, widerspruchliche Denkbewegungen nachzeichnet.
Professor Sir Ernst H. Gombrich, O.M., C.B.E., F.B.A., verstorben im November 2001, zählt zu den größten und einflussreichsten Kunsthistorikern überhaupt. 1909 in Wien geboren, schloss er sich 1936 dem Warburg-Institut in London an, dessen Leiter er wurde. Von 1959 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1976 war er Professor für Kunstgeschichte an der University of London. 1988 wurde er zum Mitglied des Order of Merit ernannt. Gombrich erhielt weltweit zahlreiche Preise.